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[Rezension] Sam und Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls von Holly Goldberg Sloan

Montag, 21. Oktober 2013

Foto: www.nanawhatelse.at, Bildrechte (Cover): Arena Verlag

Die Musik war das große Versprechen.
Alles, was man tun musste, war, der eigenen inneren Stimme zu folgen.
Und zu lauschen.
aus: Sam und Emily. Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls von Holly Goldberg Sloan, Seite 428. Zitatrecht: Arena Verlag

Es gibt wirklich sehr viele gute Bücher. 
Auch nicht wenige wirklich hervorragende. 
Aber eben nur eine Handvoll Herzensbücher.

Ihr alle kennt das Gefühl, das man mit zwei, drei ganz ganz ganz besonderen Büchern verbindet. Wenn ich an meinem Regal entlanggehe, dann gibt es da viele Bücher, die mich richtig gut unterhalten haben. Und diese wenigen speziellen, die sich für mich ein klein wenig wie Freunde anfühlen, und die zu "kennen" ich wirklich schätze und nicht missen möchte. Würde man mein Herz öffnen, würden sicherlich einige Sätze dieser Bücher aus ihm herauspurzeln.

Wenn ich euch jetzt also sage, dass diese kleine Geschichte für mich das pure Glück war, dann denkt dabei an eure Herzensbücher und ihr wisst, wovon ich spreche.

Ein klein wenig zum Inhalt: Eigentlich möchte ich euch gar nicht allzu viel von dieser Geschichte verraten (gleichzeitig möchte ich euch stundenlang von diesem wunderbaren Buch berichten). Sam ist mit seinem kleinen Bruder Riddle, seit er denken kann, auf der Flucht. Die beiden sind nirgendwo zu Hause und haben nur einander: "Nur nicht auffallen!" ist die Devise. Die beiden Jungen schlagen sich gemeinsam ihren (holprigen) Weg durchs Leben, bis ein Sonntagsgottesdienst die Welt plötzlich Kopf stehen lässt und sich mit Emily endlich etwas Sonne durch das sorgenvolle Grau ihres Alltags zu schleichen scheint.

Ein Bär zu sein, verpflichtet. Und zwar nicht nur dazu, frischen Fisch und wilde Beeren zu lieben. In jedem Jahr gibt es aufs Neue Leute, die Fotos von uns schießen wollen. Und jedes Jahr werden wir von Autos überfahren, von Lastern und sogar Zügen. Wir werden vergiftet. Und gefangen. Auf jede Art und Weise attackiert. Und jedes Jahr schlägt einer von uns Bären zurück. Und das ist schlecht für uns und unser Ansehen. Damit die Menschen uns Respekt erweisen, ist es viel günstiger, wenn wir gefährlich wirken, nicht blutrünstig. An manchen Dingen lässt sich aber nun einmal nichts ändern. Die Menschen nennen es Zerfleischen. [...] Doch wie gesagt, es ist nicht unsere erste Wahl. Wie lieben nämlich alles Süße. Und das ist meist unser Verderben.
aus: Sam und Emily. Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls von Holly Goldberg Sloan, Seite 290. Zitatrecht: Arena Verlag

Idee: Ein Roman, der Tragödie mit Komödie zu vereinen weiß und dabei mit der Sprache jongliert, dass es eine wahre Freude ist. Das Herzchen schnieft beim Lesen, die Tränchen werden abgelöst von herzlichem Lachen, das Lachen mündet in Bauchkribbeln - und wenn man diese Gefühlsachterbahn "überstanden" hat, hat man sich unwiderruflich in dieses Buch verliebt.

Umsetzung: Ein wahrer Hochgenuss! Eine erschreckende Familiengeschichte, eine berührende Liebesgeschichte, die unter die Haut gehende Geschichte zweier Brüder, die bittersüße Geschichte des wichtigsten Inhalators der Welt, eine ulkig-verschrobene Geschichte über BonBons mit Beinen. Absolut wundervoll atmosphärisch erzählt, mit perspektivischen Wechseln, sprachlichem Witz und einem ganz besonderen Charme ist diese Geschichte ein Diamant unter Juwelen.

Er kommt und geht jetzt immer. Und wenn er hier ist, ist er gleichzeitig weit weg. Ein Teil von ihm ist weg, selbst wenn er wieder zu mir kommt.
aus: Sam und Emily. Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls von Holly Goldberg Sloan, Seite 130. Zitatrecht: Arena Verlag

Gestaltung: Das wunderschön gebundene, mit einem Lesebändchen versehene Buch ist nicht nur im literarischen Sinne, sondern auch was seine Gestaltung betrifft ein wahres Kunstwerk. Die kleine Geschichte vom Glück des Zufalls ist wohl eines der schönsten Bücher, mit dem sich ein Bücherregal schmücken und brüsten kann.

Dieses Buch in 5 Worten: heartbreaking, mitreißend, aufwühlend, hoffnungsvoll, wunderbar.

Fazit: Ein Nana-Herzensbuch. Nothing more to say.



Sam und Emily. Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls von Holly Goldberg Sloan | Originaltitel: I'll be there | Übersetzung: Barbara Lehnerer und Bernadette Ott |
Arena Verlag, 2012, Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 428 Seiten | ISBN-13: 978-3401065182