Foto: www.nanawhatelse.at, Bildrechte (Cover): Loewe Verlag
„Trotzdem bist du kein Niemand. Wenn du von dir sagst, du bist ein Niemand, was bin ich dann?“
Er bleibt stehen. […] Ein paar Schritte, schon steht er vor mir. Mein Herz klopft hart und wild, als er die Hand zu meinem Gesicht hebt, sie an meine Wange legt. Und dann antwortet er mit einem Wort. Nicht mehr als ein Atemzug. Ein Flüstern. Mein Herz krampft sich zusammen. Ich lehne mich gegen seine Hand, genieße wider besseres Wissen die Berührung. Er lässt den Arm sinken und verlässt mein Zimmer. Nur das Echo seiner Stimme bleibt zurück, hängt in der Luft, in meinem Kopf.
Er bleibt stehen. […] Ein paar Schritte, schon steht er vor mir. Mein Herz klopft hart und wild, als er die Hand zu meinem Gesicht hebt, sie an meine Wange legt. Und dann antwortet er mit einem Wort. Nicht mehr als ein Atemzug. Ein Flüstern. Mein Herz krampft sich zusammen. Ich lehne mich gegen seine Hand, genieße wider besseres Wissen die Berührung. Er lässt den Arm sinken und verlässt mein Zimmer. Nur das Echo seiner Stimme bleibt zurück, hängt in der Luft, in meinem Kopf.
Perfekt.
aus: Infernale von Sophie Jordan, Seite 196. Zitatrechte: Loewe Verlag
Ein klein wenig zum Inhalt (Achtung – Spoiler!): HTS – das Mördergen. Wer positiv getestet wird, gilt als gewalttätig und gefährlich. Schließlich wird die Mehrheit der Verbrechen von HTS-Trägern begangen. Immer mehr Leute werden getestet, durch die Nachrichten spuken Schreckensnachrichten – die Gräuel, zu denen die Träger des Mördergens fähig sind, scheinen keine Grenzen zu kennen. Sie sind Monster, die das Morden, Plündern und den Spaß am Foltern im Blut haben. Auch Davy Hamilton – musisches Wunderkind und begabte Ausnahmeschülerin – ist davon überzeugt, dass es besser ist, Menschen, die positiv auf HTS getestet wurden, aus dem Weg zu gehen. Bis sie ihr eigenes HTS-Testergebnis bekommt und feststellen muss, wie es ist, in einer Zweiklassen-Gesellschaft zu leben, die den Wert von Menschen über deren Gene definiert…
Rezension: Sophie Jordan ist mit „Infernale“ ein packender Jugendroman gelungen, der zwischen Zukunftsroman und Dystopie angesiedelt ist und eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik enthält. Nur zu schnell sind Sündenböcke gefunden, nur allzu bereitwillig werden Vorurteile und Unwahrheiten geteilt, nur zu leicht vergessen Menschen, was Menschlichkeit eigentlich bedeutet. In „Infernale“ wird ein – leider – immer aktuelles Thema aufgegriffen - auf spannende und Augen öffnende Weise. Auch wenn das entworfene Szenario einem die Haare zu Berge stehen lässt und anfangs etwas abstrus wirkt, scheint einem die Vorstellung einer Zweiklassengesellschaft, die auf Analyse des Genmaterials beruht, irgendwann gar nicht mehr so an den Haaren herbeigezogen.
„Die wissen jetzt schon, dass du tötest, um mich zu beschützen.“
Ich schlucke gegen den kratzenden Kloß in meinem Hals an.
„Ich möchte keine Freunde, die sie gegen mich verwenden können.“
„Ich möchte keine Freunde, die sie gegen mich verwenden können.“
„Das ist Pech, ich bin nämlich hier.“
aus: Infernale von Sophie Jordan, Seite 344. Zitatrechte: Loewe Verlag
Davy Hamilton ist die anfangs leicht verwöhnt und ein kleines bisschen überheblich wirkende Protagonistin der Story. Ihr Leben ändert sich von einem Schlag auf den anderen, als sie als Trägerin des sogenannten Mörder-Gens all ihrer Rechte beraubt wird, als Mensch zweiter Klasse angesehen und auch so behandelt wird. Freunde wenden sich ab, Zukunftspläne zerplatzen wie Seifenblasen. Nicht länger zählen ihre außergewöhnlichen Leistungen, ihr Talent, ihr Charakter oder ihre Schönheit – sie wird als Mörderin abgestempelt ohne auch nur einer Fliege etwas zu Leide getan zu haben. Und so ergeht es nicht nur ihr…
Die Charaktere sind etwas platt – wer gut und wer böse ist, kristallisiert sich relativ schnell heraus, doch diese Schwarz-Weiß-Malerei tut der genialen Story, die aus der Sicht von Davy erzählt wird, keinen Abbruch. „Infernale“ entpuppte sich als unerwartet emotionale Lektüre, die von Schicksalen erzählt, die ungemein berühren und nahe gehen. Sophie Jordan packt nicht nur eine prickelnde Lovestory und dystopische Elemente in diesen gesellschaftskritischen Jugendroman, sondern thematisiert auch allerhand Probleme, mit denen sich vor allem das junge Zielpublikum wohl selbst öfter konfrontiert sehen dürfte: Gruppenzwang, Dazugehören-Wollen, Diskriminierung, Sex, Freundschaft, Liebe und die Suche nach der eigenen Identität.
„Wieso machst du das alles für mich?“
Er antwortet nicht, schaut mich nur auf diese so typische intensive Art an,
als wäre ich ein Käfer unterm Mikroskop.
„Weil ich ahne, wie schwer das für dich sein muss.
Schwerer als es je für mich war.“ Ich lege die Stirn in Falten.
Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich schlechter dran bin als er –
wenn es denn das ist, was er meint. Dadurch fühle ich mich nur noch einsamer.
Schwerer als es je für mich war.“ Ich lege die Stirn in Falten.
Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich schlechter dran bin als er –
wenn es denn das ist, was er meint. Dadurch fühle ich mich nur noch einsamer.
„Inwiefern?“„Weil du mehr zu verlieren hast.“
aus: Infernale von Sophie Jordan, Seite 195. Zitatrechte: Loewe Verlag
Persönliches Fazit: Der kurzweilige Erzählstil und die gelungene Mischung aus packender Dystopie, prickelnder Liebesgeschichte und aufregendem Zukunfts-Jugendroman machen „Infernale“ zu einem Leseerlebnis der besonderen Art. Elektrisierend. Faszinierend. Und nicht minder dramatisch. Ein gelungener und äußerst vielversprechender Reihen-Auftakt, der einen die Tage bis zur Erscheinung der Fortsetzung sehnsüchtig zählen lässt.
Ich vergebe 4 von 5 Gerrys und bedanke mich für das Buchhändler-Leseexemplar.
Infernale von Sophie Jordan | Originaltitel: Uninvited | Übersetzung: Ulrike Brauns | Loewe Verlag, 2016 |
Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband, 384 Seiten | ISBN 978-3-7855-8167-4
Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband, 384 Seiten | ISBN 978-3-7855-8167-4